Von Uns für Dich, mit Liebe ausgewählt

8.März wir feiern wir die Power der Frauen! 💪
Oft habe ich schon über meinen Vater geschrieben, sogar in unserem Bouletten-Workshop wurde er erwähnt. Doch zum diesjährigen Frauentag möchte ich Euch meine Mutter vorstellen – eine Frau voller Kreativität, Fantasie und einer ganz besonderen Gabe.
In meiner Kindheit in der DDR wurde der Frauentag oft größer gefeiert als der Muttertag. Bei uns zu Hause bekam meine Mutter an diesem Tag immer Frühstück ans Bett: einen heißen Kaffee, ein Stück Baumkuchen und eine Blume. Überhaupt waren Blumen an diesem Tag allgegenwärtig – auf der Arbeit bekam fast jede Frau eine geschenkt.
Aber nun zu meiner Mutter, denn sie ist Synästhetikerin.
„Was ist das?“, werdet Ihr Euch vielleicht fragen, denn nur wenige Menschen kennen diesen Begriff. Doch viele von uns haben eine leichte Form davon. Vielleicht ordnet Ihr Zahlen oder Wochentagen bestimmte Farben zu? Für mich ist die Zahl 4 beispielsweise gelb. Manche Menschen riechen etwas und sehen dabei Bilder.
Bei meiner Mutter ist diese Fähigkeit jedoch viel intensiver. Sie sieht ein Bild und hört Musik dazu. Jeder Mensch um sie herum ist von Farbwolken umgeben. Wenn sie Musik hört, explodieren in ihrem Inneren ganze Farbwelten. Klingt faszinierend, oder? Aber stellt Euch vor, wie anstrengend es sein muss, ständig so viele Reize zu verarbeiten. Konzentration und Struktur sind für sie oft eine Herausforderung.
Und so war auch meine Kindheit – ein wenig chaotisch, aber unendlich kreativ. Meine Mutter singt, spielt mehrere Instrumente (die sie sich selbst beigebracht hat), malt und erzählt Geschichten. Struktur? Nicht so ihr Ding. Aber das hat mir eine einzigartige Kindheit beschert, voller grenzenloser Fantasie und verrückter Erlebnisse.
Zum Beispiel durften mein Bruder und ich beim Spielen die Wohnung komplett umgestalten. Wir bauten uns ein Boot aus Kissen und Sofateilen, das Wohnzimmer wurde zum Meer, das Schlafzimmer zur Insel. Unser Esstisch verwandelte sich mit Decken in eine geheime Höhle, in der ich gelesen oder Freundinnen empfangen habe.
Wir wohnten 1978 in einer Altbauwohnung in der Neuen Schönhauser Straße. Das Haus war baufällig, mit Einschusslöchern an der Fassade. In der Küche gab es ein Loch im Boden, durch das wir direkt in die Küche des Nachbarn unter uns schauen konnten. Eines Tages lagen dort Äpfel auf dem Tisch – und meine Mutter hatte sofort eine Idee: Wir versuchten, die Äpfel durch das Loch zu angeln.
Meine Mutter hat mir beigebracht, dass alles möglich ist. Sie hat mich nie eingegrenzt, mich ausprobieren lassen und mich aufgefangen, wenn etwas nicht geklappt hat. Diese Freiheit hat mich mutig gemacht. Mit 19 habe ich mich für ein Praktikum an einem großen Theater beworben. Nach dem Bewerbungsgespräch hielt ich plötzlich einen Jahresvertrag als Regieassistentin in der Hand – ohn
e je vorher in diesem Bereich gearbeitet zu haben. Aber ich habe es einfach gemacht und wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Auch mein Reiseführer für National Geographic entstand aus diesem Mut. Als die Reihe „Styleguide“ mit London und New York startete, schrieb ich dem Verlag und schlug vor, einen Berlin-Guide zu
machen. Ich war überzeugt, dass meine Frau und ich perfekt dafür wären – und tatsächlich bekamen wir den Auftrag. Dabei hatte ic
h bis dahin nie einen Text veröffentlicht, und Petra hatte noch nie Fotos öffentlich gemacht.
Und auch meine Selbstständigkeit verdanke ich dem Selbstbewusstsein, das mir meine Eltern mitgegeben haben.
Deshalb, Ihr großartigen Frauen: Feiert Euch! Lasst Euch feiern! Ihr habt es verdient. 💖
Eure Ellen
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